Was für ein Sportwochenende!

Derbysieger, Tabellenführer, ich Tagesgewinner in der Kicker-Managerliga, immer noch Führende im Büro-Tippspiel (wenn man keine Ahnung hat, immer stumpf 1:0 für die Heimmannschaft tippen), Bayern verloren, Eintracht Braunschweig gewonnen – was könnte noch schöner sein?

Kann ich Euch sagen.

Wenn ich diese §$%&*#-Kugel endlich auch im Wettkampf mal wieder so weit stieße, wie es meine Trainingsleistungen erwarten lassen! MANN!

Fünf Stufen des Wahnsinns

Ich bin ein Wrack. Körperlich wie geistig. Am Rande des Irrsinns quasi. Grund: die Senioren-Westfalenmeisterschaften am Donnerstag. 12.15 Uhr Kugelstoßen der Frauen W35. Ich will da nicht hin, aber nun ist es zu spät. Wenn ich es nicht schaffe, mir vorher noch was zu brechen, muss ich wohl mitmachen. Warum ich da jemals hin wollte, weiß ich nicht mehr.Ich versuche aber, den Wahnsinn zu ignorieren, denn eigentlich ist ja alles so wie immer und ganz normal:

Stufe 1 (ca. sechs Monate vor dem Wettkampf): Dalai-Lama-artige Gelassenheit
Der Wettkampf ist noch lange hin, und ich bin Buddha. Nervosität ist für Anfänger. Ich werde das kommende halbe Jahr ordentlich rankeulen, keinen Alkohol trinken, vernünftig nach Plan trainieren und ich werde sie alle umhauen. Weiter als zehn Meter? Aber hallo! Neue Bestleistung? Natürlich, darunter mach ich es doch gar nicht mehr! Die Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften, also 10,30 m? Pah, kein Problem!

Stufe 2 (ca. vier Monate vor dem Wettkampf): Unvernünftige Euphorie
Die Konkurrentinnen haben bereits die ersten Wettkämpfe absolviert und kochen laut Ergebnislisten auch nur mit Wasser. Die hau ich alle um dieses  Jahr! Haha! Der Winter hat mir das Techniktraining zwar ein bisschen versaut, aber es ist ja noch lange hin. Jetzt noch mal ordentlich rankeulen und auch mal wirklich mit dem Alkohol aufhören.

Stufe 3 (ca. sechs Wochen vor dem Wettkampf): Frustration
Warum mach ich diese Scheiße eigentlich noch? Andere in meinem Alter klöppeln Wandteppiche oder machen Synchronschwimmen, was zur Hölle will ich mit Kugelstoßen? Ach ja, ich kann ja nichts anderes. Mist. Aber mal ehrlich – immer dieses Aufstehen olum sechs Uhr, um sieben auf dem Platz stehen, dann immer diese Quälerei und die Hetze, um rechtzeitig bei der Arbeit zu sein. lUnd das alles nur für lumpige acht Meter, mehr kann ich doch grad eh nicht, die werden alle über mich lachen und überhaupt. Aber langsam sollte ich wirklich mal mit dem Alkohol aufhören.

Stufe 4 (zwei Wochen vor dem Wettkampf): Fügen ins Schicksal
Ich bin schlecht, aber jetzt hab ich schon so lange trainiert, dass ich es auch durchziehen kann. Lass sie doch alles über mich lachen bei den Meisterschaften, ich kann ja sagen, ich sei verletzt gewesen und hätte deswegen nichts drauf. Außerdem sind nur insgesamt fünf Teilnehmerinnen gemeldet, und Fünfte hört sich doch schon mal gut an. Darauf ein Bier. Seufz.

Stufe 5 (zwei Tage vor dem Wettkampf, also heute): Eingebildete Krankheiten
Verflucht, die Schmerzen im Ellbogen werden immer schlimmer, der Rücken zwickt und die Achillessehne sowieso. Und hatte ich heute morgen nicht auch so ein Kratzen im Hals? Der Magen rumort auch schon wieder so, das kann nicht gut ausgehen. Und über das Abschlusstraining heute breiten wir mal den Mantel des Schweigens. Wie gern hätte ich jetzt einen Schnaps.

Also alles völlig normal. AAAAAAAARGH!

Viel Gelaber um nichts

Als meine Mutter und ich am Wochenende bei den Westdeutschen Hallenmeisterschaften auf der Tribüne saßen und mehr oder weniger angespannt auf unsere Wettkämpfe warteten, hörten wir hinter uns zwei Herren der Altersklassen M 45 (=kurz vor bzehnzw. mitten in der Midlife-Crisis) über ihren gerade abgeschlossenen Lauf reden, leicht umwabert von dem verzaubernden Duft von Trauma-Salbe. Eigentlich hätten sie ja beide nicht trainiert. Und verletzt seien sie auch beide. Aber der eine sei vor zehn Wochen mal 200 Meter gelaufen und hätte seine Form seitdem konserviert. Das übliche Gelaber unter Seniorensportlern eben. Aber beide seien eigentlich Bestleistung gelaufen. Natürlich.

Das Schlimme ist: Ich müsste die Geschichte über meinen Wettkampf genauso anfangen. Nur, dass meine nicht mit einer Bestleistung endet. Sie endet noch nicht mal mit einer guten Leistung. Eigentlich ist die Leistung so schlecht, dass ich sie nur ausgewählten Leuten gesagt habe. Aber immerhin endet die Geschichte mit einem dritten Platz. Aber weil ich seit drei Tagen nicht weiß, was ich über diesen Murks bloggen soll, lass ich es bleiben. ;-)

Organisation: 6, setzen!

Bevor ich zur ultimativen Lobhudelei meiner selbst und meiner Bestleistung ansetze, muss ich noch ein paar generelle Sachen zu den gestrigen Offenen Westfälischen Seniorenmeisterschaften anmerken.

Die waren nämlich zu einem nicht geringen Teil ziemlich scheiße. Vielleicht sollte ich mich feiner ausdrücken, aber wenn was beschissen ist, sage ich das auch so.

Die Verantwortlichen und Organisatoren der Meisterschaften hatten ein ganzes Jahr Zeit, einen schlechten Zeitplan zu verbessern, zu verändern und so aufzustellen, dass es nicht wieder zu den Verzögerungen kommt, die schon im vergangenen Jahr ein Ärgernis waren. Es ist zum Beispiel kompletter Schwachsinn, für Wurfdisziplinen der Männer nur eine dreiviertel oder gar halbe Stunde einzukalkulieren, wenn man genau weiß, dass die Klassen bis M 75 hinein sehr stark besetzt sind und die Herren immer länger für ihre Wettkämpfe brauchen als die Damen. Das hat nichts mit Seitenhieben auf die Männer zu tun, das sind Erfahrungswerte. Es fängt schon bei den Jugendklassen an: Mädchen wissen häufiger, wann sie dran sind, haben das Feld einigermaßen im Blick, und sobald eine Teilnehmerin zum Beispiel den Kugelstoßring verlassen hat, steht schon die nächste parat und alles geht recht zügig vonstatten.

Das ist bei Männern anders: Die haben selten den Ablauf im Kopf und sind oft überrascht, wenn der Kampfrichter ihren Namen aufruft, um sie zum nächsten Versuch zu bitten. Denn zwischen den Versuchen sind die Herren oft noch damit beschäftigt, sich gegenseitig mit Geschichten von Wehwehchen, Kriegsverletzungen, Trainingsunfällen und angeblich noch vor kurzem erbrachten Leistungen zu übertrumpfen. Da kann der Wettkampf schon mal in den Hintergrund treten. Denn schließlich sind wird bei den Senioren, es geht auch darum, alte Weggefährten wieder zu treffen, und ein bisschen Spaß miteinander zu haben. Das ist bei den Frauen nicht anders, aber die reden wahrscheinlich einfach schneller und merken sich gleichzeitig, wann sie wieder dran sind.

Das ist auch alles nicht schlimm, denn jeder hat so seine Macken – ABER WARUM ZUM HENKER KÖNNEN DIE VERANSTALTER DAS NICHT BEIM ZEITPLAN BERÜCKSICHTIGEN? Zumal das Ganze mehrfach deutlich angemerkt wurde, wie uns die Wettkampfleitung versicherte. Die mir sehr leid tat, weil sie den ganzen Ärger abbekam, für den sie nichts konnte.

Das Problem ist seit Jahren bekannt, und diejenigen, die den Auftrag zur Problemlösung bekamen, taten – nichts. So kam es dann gestern dazu, dass mein Wettkampf spontan eine halbe Stunde vorverlegt wurde – also eine halbe Stunde weniger Zeit, um sich warmzulaufen und einzustoßen. Ich wollte grad noch ein Ruhe was essen und dann mit dem Warmlaufen beginnen, als die Durchsage kam – 20 Minuten vor Wettkampfbeginn. Zum Glück war ich wenigstens schon vor Ort und nicht noch auf der Autobahn. Alles in allem hat es nicht geschadet, aber das hätte auch anders ausgehen können.

Der Diskuswettkampf meiner Mutter dagegen verschob sich mal locker um zwei Stunden nach hinten, ein Bekannter aus einem anderen Verein musste gar zweieinhalb Stunden warten, bis endlich sein Speerwurfwettkampf anfing. Und warum die Teilnehmerinnen des 400-m-Rennens der Klasse W 50 zehn vor dem Start Minuten rumstehen und wieder kalt werden mussten, konnte mir bislang auch noch niemand erklären.

Meine Siegerehrung fand nur zur Hälfte statt, sprich ich schaffte es gar nicht mehr aufs Treppchen, weil „ja niemand von den Athletinnen“ da war. Klar, die anderen beiden waren gegen 15.30 Uhr bei ihrem Diskuswettkampf (der um 12.50 Uhr hätte anfangen sollen). Aber dann kann ich zumindest die restlichen beiden Teilnehmerinnen durchsagen und der Dritten (MIR!) die Freude gönnen, die Bestleistung, bei der das erste Mal die 10 vor dem Komma stand, über den Lautsprecher zu hören. Ich muss nicht aufs Treppchen steigen und mir von einem Offiziellen die Hand schütteln lassen, das bedeutet mir nicht so viel – aber ein bisschen formschöner anstatt mir nachher widerwillig die Urkunde aus dem Stapel zu fischen und wortlos in die Hand zu drücken, hätte es schon sein können. Dafür waren es schließlich Meisterschaften.

Wenn sich also die Verantwortlichen fragen, wieso immer weniger Seniorensportler auf ihren Wettkämpfen auftauchen – hier oben und auch hier stehen ein paar Gründe. Der Illusion, dass es nächstes Jahr besser wird, gebe ich mich allerdings nicht mehr hin.

Heute mal nix zu nölen

Die Jammerarie ist erstmal vergessen, heute gibt es wieder Angebereien. Gestern beim Rüthener Abendsportfest landete meine Kugel bei 9,75 m. (Zwar unter nicht ganz regulären Bedingungen und damit auch nicht bestenlistentauglich, aber mir doch egal.) Um ein schönes Zitat aus einem uralten Artikel über Billy Joel abzuwandeln: Dieser alte Furz hat also doch noch Feuer.

Aber das Beste am Abend war eigentlich, sich mal auf der gleichen Bahn warmzulaufen wie Deutschlands schnellster Polizist, wenn auch nicht gleichzeitig. Der nach seinem Rennen noch cool genug war, um sich ein bisschen was zu trinken und eine Wurst zu essen. Wo doch der normale Sprinter sonst eher nen Stock im Arsch hat und bloß Hähnchenbrust und Salat zu sich nimmt. Hab ich zumindest mal gehört. ;-)

*nöl*

Langsam reicht’s mir. Gestern Wettkampf gehabt, 9,50 m vorgenommen, 9,58 m gestoßen und somit eigentlich zufrieden. Wenn nicht die Erstplatzierte 9,60 m gestoßen hätte. Bei den Westfalenmeisterschaften waren es noch acht Zentimeter, die mich vom dritten Platz getrennt haben, jetzt waren es zwei. Gut, das Warsteiner Abendsportfest muss man auch nicht gewinnen, aber ich ärger mich. Nicht über die Gegnerin, sondern vor allem über mich selbst.

Dass ich vor so einem Bauernwettkampf nervös bin, ärgert mich. Dass ich drei Versuche brauche, um überhaupt in den Wettkampf zu kommen. Dass ich mich ablenken lasse von den Konkurrentinnen, die sich neben dem Kugelstoßring unterhalten, während ich versuche, mich zu konzentrieren. Dass Kinder durch den Ring toben, während da ein Wettkampf läuft (was nicht nur nervtötend ist, sondern auch saugefährlich), und dass mich auch das nervt. Und dass ich mich über dumme Sprüche der Konkurrentinnen ärgere, ärgert mich auch. Dass ich es nicht schaffe, auch im letzten Versuch noch einen draufzupacken, weil mir die Kraft fehlt. Wenn ich so in Form wäre wie noch vor eineinhalb Jahren, bevor ich 300 Kilometer von meinem Trainer und exzellenten Trainingsmöglichkeiten wegziehen musste, hätte mich das gestern alles kalt gelassen, aber so habe ich wenig Trainings- und noch weniger Wettkampfpraxis und bin das reinste Nervenbündel. Zum Kotzen ist das.

Das Einzige, was mich zumindest etwas tröstet, ist, dass die Drittplatzierte wiederum nur drei Zentimeter hinter mir lag und sich vermutlich auch ärgert. Ähem.

Neun Zentimeter bis Treppchen

Der „Titel“ der Vizewestfalenmeisterin wäre dann weg, aber ich bin trotzdem zufrieden mit den diesjährigen Westfalenmeisterschaften, auch, (bzw. gerade) weil ich mal wieder so gut wie gar nicht trainiert hatte.

Mit dem Bisschen, das ich trainiert habe, habe ich eigentlich die maximale Leitung gebracht. Blöd nur, dass ich mir im Vorfeld 9,50 m vorgenommen hatte. Die hätten nämlich zum dritten Rang gereicht, denn die Athletin vor mir hatte nur einen guten Versuch – mit 9,48 m. (Sprüche wie „Die Beste soll gewinnen“ jetzt bitte verkneifen. Danach geht es im Sport meistens nicht, und Sportler wissen das.) Vielen Dank noch mal an meine Eltern, die mich heute durch die Gegend gefahren und gecoacht haben – mein Vater hätte heute in Ahlen auch Besseres zu tun gehabt, war aber nicht dazu zu bewegen, zum Fußball zu fahren.

Was mich an Wettkämpfen aber immer wieder fasziniert: Wie können einen ca. 15 Stöße mit der Kugel (neun beim Einstoßen, sechs im Wettkampf) so fertig machen, wenn man doch im Training locker 100 Stöße absolviert? Ich bin sowas von fertig, ich hab Rücken, Achillessehnen, Knie, Ellbogen und Handgelenk – und all das von so ein bisschen Wettkampf. Müssen doch die Nerven sein. Oder das Alter.

Aber jetzt ist Schluss mit diesen Stößen ins 9-Meter-Niemandsland. Dieses Jahr sind, verdammt noch eins, die 10 Meter fällig. Und wenn nicht dieses, dann definitiv nächstes Jahr. Nächsten Winter ziehe ich mal nicht um, da wird nur noch trainiert. Ich weiß genau, dass ich mich mit 80 noch in den Arscn beißen werde, wenn die Kugel nicht wenigstens einmal in diesem Leben auf eine Marke jenseits der 10 Meter fliegt. Dass ich das von den körperlichen Voraussetzungen her kann, ist keine Frage. Der Arsch hat’s quasi drauf, nur der Kopf muss noch hinterher.

Aber in den Kopf müssen jetzt erstmal noch so etwa 1,5 Liter Bier. Ab übermorgen wird wieder trainiert. Prost!

Blau-weiß vor, noch ein …

Ich bin aus mehreren Gründen froh, dass ich gestern selbst einen Wettkampf hatte und somit von Revierderby nur durch Nicoles SMS-Ergebnis-Dienst (danke noch mal!) erfahren habe. Ich habe das Spiel also noch nicht mal in Ausschnitten gesehen und werde das wohl auch nicht müssen. Ich kann mir aber in etwa vorstellen, wie es ausgesehen haben muss. Wenn meine schwatz-gelben Jungs so gespielt haben wie gegen Duisburg, sollen sie froh sein, dass ihnen die Schalker nicht noch mehr Tore reingekloppt haben. Glückwunsch an dieser Stelle nach Gelsenkirchen! Und das ist ausnahmsweise mal nicht ironisch gemeint.

Ich bin aber auch so froh, dass ich gestern diesen Wettkampf mitgemacht habe – am Donnerstag hatte ich meine Kugelstoß-„Karriere“ nämlich schon beenden wollen. Im Training klatschte mein Sportgerät regelmäßig deutlich vor der 9-m-Marke runter, und das macht auf Dauer einfach keinen Spaß, wenn man irgendwann mal 10 Meter stoßen will. Ich kann eben dadurch, dass zwischen meinem Wohnort und meinem Trainer 300 Kilometer liegen, kein gescheites Technik-Training machen, sondern nur so für mich ein bisschen rumjoggen und Krafttraining machen. Und dann, wenn ich mal wieder in Lippstadt bin, technisch zwar nicht gerade bei Null wieder anfangen, aber doch deutlich unter meinen Möglichkeiten. Das hat man dann natürlich auch an der Leistung gesehen. Und so dachte ich mir, Ivan Lendl hat nie Wimbledon gewonnen, in China fallen dutzendweise Reissäcke um und ich werde nie 10 m stoßen – was soll’s, wen interessiert’s.
Da ich aber versprochen hatte, diesen einen Wettkampf noch mitzumachen, musste ich mir also gestern mein blau-weißes Trikot überstreifen – mit dem unguten Gefühl, dass meinen schwatz-gelben Jungs das nicht helfen würde, wenn ich die Farben des Feindes trage. Aber nun. Ich habe immerhin vorgelegt und 9,70m gestoßen (obwohl ich vorher sicher war, dass ich nicht mal ansatzweise an der 9-m-Marke kratzen würde), umgerechnet auf das Revierderby hätte das also ein 2:0-Sieg meiner Jungs sein müssen. Fazit: Ich werde meine sportliche Laufbahn wohl doch nicht beenden, und ich interessiere mich nicht mehr für Fußball. Zumindest bis zum kommenden Samstag nicht.