Auf nichts kann man sich verlassen

Verlässlichkeit ist ja so was Schönes. Das weiß man, was man hat und woran man ist. Blöderweise kann man sich auf den BVB so gar nicht verlassen. Dabei ist das im Fußball doch so einfach: Da gibt es Vereine, die die ganze Saison dominieren und kurz nach der Winterpause Meister sind. Andere stehen vom ersten bis zum letzten Spieltag auf einem Abstiegsplatz, das ist unschön, aber auch da weiß man als Fan, woran man ist. Oder der Profifußballer an sich: unnahbar, abgehoben. Lebt in seiner eigenen luxuriösen Welt und würde einen Teufel tun, sich mit dem Pöbel gemein zu machen. Ein Spiel vom Stehplatz aus gucken? Nicht doch.

Es könnte also alles ganz einfach sein. Aber doch nicht beim BVB. Wie oft haben wir Fans in den vergangenen Wochen Stoßgebete gen Himmel geschickt, weil wir uns wünschten, dass die Mannschaft einmal, nur einmal wie andere auch ganz normal spielt und mit einem beruhigenden 6:0 zur Halbzeit in die Kabine geht? Prompt fegen die Jungs Real und Bayern weg und finden zur alten Leichtigkeit zurück. Da wünschte man sich schon fast, dass diese quälend lange Seuchensaison schnell vorbeigehen möge, da stehen wir im Pokalfinale und freuen uns wie Bolle über noch ein Spiel mehr im Mai. Und das mit den unnahbaren Profis kriegen wir auch nicht hin. Da steht nämlich plötzlich Neven Subotic auf der Süd und guckt da das Spiel, als sei das das Normalste der Welt. Langweilig überlassen wir den anderen. Ist das nicht schön, dass man sich so gar nicht auf den BVB verlassen kann?

Kirsten Konradi

Über die BVB | Fan- und Förderabteilung veröffentlichen BVB-Fans einmal in der Woche eine Fan-Kolumne in den Ruhr Nachrichten. Die dort veröffentlichten Meinungen / Kommentare spiegeln weder zwingend noch bindend die Meinung der BVB | Fan- und Förderabteilung wider.

Dieser Text ist wahrscheinlich am 23. April 2014 als Kolumne in den Ruhrnachnachrichten erschienen. Ganz genau weiß ich das leider nicht, weil ich bekanntermaßen nicht im Einzugsgebiet der Ruhrnachrichten wohne. ;-)

Was man sich so anhören muss

Ich möchte hier aus aktuellem Anlass mal ein paar Sätze zitieren, die man sich als BVB-Fan im europäischen Ausland, also Hamburg, so anhören muss: Wie kommt man denn dazu, hier oben Dortmund-Anhänger zu sein? Und du fährst da seit sieben Jahren immer noch zu den Spielen hin? Wann gibst du denn deine BVB-Dauerkarte endlich ab? Wenn du schon hier wohnst, musst du jetzt aber zum HSV gehen! Die Spiele gegen Sankt Petersburg würde ich mir an deiner Stelle ja jetzt gar nicht erst angucken, da weiß man doch, wie die ausgehen. Jetzt rächt sich endlich eure schnelle und laufintensive Spielweise – daher kommen nämlich die ganzen Verletzten! Sicher fängt bei euch jetzt auch bald die Trainerdiskussion an. Und endlich wird eurem Trainer mal das Grinsen aus dem Gesicht gewischt. Hättet ihr euch die Niederlage nicht fürs Derby aufsparen können? (Okay, zugegeben: Der letzte kam von einem Blauen.)

Ich breche an dieser Stelle mal ab, denn ich denke, der geneigte Leser hat bereits einen Eindruck davon bekommen, was für schier unerträglichen Frechheiten ich ausgesetzt bin. Aber all diese Fragen und Aussagen, die mir im Norden in schöner Regelmäßigkeit  vor den Latz geknallt werden, haben aber eines gemeinsam. So dumm sie alle miteinander sein mögen: Ich kann auf alle dieselbe Antwort geben und bin fertig damit. Um mein Gegenüber zum Schweigen zu bringen, genügt im Allgemeinen ein ebenso eloquentes wie eindeutiges und nicht ohne eine gewisse Zackigkeit vorgetragenes „Wat is, hömma?“

Kirsten Konradi
Über die BVB | Fan- und Förderabteilung veröffentlichen BVB-Fans einmal in der Woche eine Fan-Kolumne in den Ruhr Nachrichten. Die dort veröffentlichten Meinungen / Kommentare spiegeln weder zwingend, noch bindend die Meinung der BVB | Fan- und Förderabteilung wider.

Dieser Text erschien am 26. Februar 2014 als Kolumne in den Ruhrnachnachrichten und auf der Homepage der BVB | Fan- und Förderabteilung.

Die Braunschweiger Seite der Macht

In meiner Familie ist das mit dem Fan-Sein ziemlich klar geregelt: Wir alle lassen auf den BVB nichts kommen. Eine winzige Ausnahme ist der kommende Freitag, an dem die Borussia auf Eintracht Braunschweig trifft. Das Duell, dem ich auswärts zuletzt bei einem für uns ziemlich unerfreulichen Pokalspiel im August 2005 beiwohnen durfte, birgt familiäres Konfliktpotenzial. Denn dabei steht mein Vater ein kleines Bisschen auf der dunklen Seite der Macht. Er stammt gebürtig aus der Nähe von Braunschweig, und so konnte ich auch mit zahlreichen Stadionbesuchen in Dortmund nicht so stark erzieherisch auf ihn einwirken, dass er die Eintracht komplett aus dem Herzen bekam. Hinter all dem Schwarz und Gelb versteckt sich immer noch ein bisschen Blau und Gelb.

Die Pokalschmach von 2005 konnte so halbwegs erst mit dem Sieg über die Eintracht im Hinspiel dieser Saison getilgt werden. Mein Vater trug die Niederlage (im Gegensatz zu mir 2005) mit Fassung, der Rest der Familie bemühte sich im Gegenzug, ein guter Gewinner und sein und das „Nää nä nä nä nääää“ auf ein Minimum zu beschränken. Wir sind sicher, dass wir auch den nächsten Spieltag wie Erwachsene hinter uns bringen. Wenn – und davon gehe ich stark aus – der BVB gewinnt. Ich will ja keinen zusätzlichen Druck für die Mannschaft aufbauen, aber mein Vater ist in unserer Familie eindeutig der bessere Verlierer. Wäre also schön, wenn der Spielausgang dergestalt wäre, dass ich mein Elternhaus nicht erst wieder in drei Jahren besuchen kann.

Kirsten Konradi
Über die BVB | Fan- und Förderabteilung veröffentlichen BVB-Fans einmal in der Woche eine Fan-Kolumne in den Ruhr Nachrichten. Die dort veröffentlichten Meinungen / Kommentare spiegeln weder zwingend, noch bindend die Meinung der BVB | Fan- und Förderabteilung wider.

Dieser Text ist möglicherweise am 29. Januar 2014 als Kolumne in den Ruhrnachnachrichten erschienen. Ganz genau weiß ich das leider nicht, weil ich bekanntermaßen nicht im Einzugsgebiet der Ruhrnachrichten wohne. ;-)