Er hat es nicht anders gewollt

Borussia kaputt

„Sehr geehrter“ Postbote,

ich habe es im Guten versucht, an Ihr Verständnis und Ihre Berufsehre appelliert, versucht zu verstehen, dass es auch Anhänger anderer Vereine gibt. Dass Sie vielleicht ein Anhänger von Schalke 04 sind oder vom HSV oder eine verirrte Seele, die dem FC Bayern zugetan ist. Und dass Sie deswegen schlimmen Ausschlag an den Händen bekommen vom Austragen des Mitgliedermagazins des schönsten, besten und coolsten Vereins der Welt, der Borussia aus Dortmund. Deswegen wollen Sie das besagte Magazin natürlich so schnell wie möglich wieder loswerden und stopfen es deswegen mit brachialer Gewalt in meinem Briefkasten. Mit solcher Gewalt, dass die Herren auf dem Cover die entsetzlichsten Schrammen und Schürfwunden im Gesicht davontragen. Bei allem Verständnis finde ich das ein wenig unschön.

Gegen Frauenzeitschriften und Bausparer-Magazine dagegen scheinen Sie nichts zu haben, denn die bekommen Sie unfallfrei in meinen Briefkasten. Ich habe eine Saison lang versucht, die Sache mit Humor zu sehen – schließlich zeige auch ich dem HSV-Stadion regelmäßig den Stinkefinger, wenn ich auf meiner morgendlichen Joggingrunde daran vorbei komme. Hihi. Ein bisschen Spaß muss sein, nicht wahr? Aber im Gegensatz zu Ihnen mache ich dabei nicht wirklich was kaputt, was jemand anderem gehört und was dieser aufbewahrt, um in 20 Jahren noch in (unzerkratzten) Erinnerungen schwelgen zu können.

Ich habe mich vor etwa einem Jahr mit einem durchaus humorvoll angehauchten Schreiben bereits an Ihren Arbeitgeber gewandt und daraufhin erfreut zur Kenntnis genommen, dass immerhin die nächsten zwei Magazine heil bei mir ankamen. Allein – des Menschen Gedächtnis hat die Aufmerksamheitsspanne einer Stechmücke. Und sehr schnell gewann wieder die unerfreuliche Seite des Hasses die Oberhand, und der nette Herr Schmelzer, den ich sogar noch ein bisschen lieber mag als die anderen großartigen schwarzgelben Jungs, trug eine entstellende, fast schädelspaltende Narbe davon.

Ich nahm das noch eine Weile hin und hoffte auf eine neue Saison und damit ein neues Glück. Leider hoffte ich wie so oft im Leben vergebens. Und nun reicht es. Sie haben mich sehr wütend gemacht. Und Sie werden es nicht mögen, wenn ich wütend bin.

Mit „freundlichen“ Grüßen,

Kirsten „Schluss mit lustig getz“ Konradi

Ein Gedanke zu “Er hat es nicht anders gewollt

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