Malblöcke raus, Klassenfahrt

Drüben auf Twitter hat jemand eine Art Klassenfahrt der Gruppe „Kleine Kunstklasse“ gestartet. Wir werden alle zusammen in einem gemalten Schiff (?) „verreisen“, hoffentlich lustige Sachen erleben und jeden Tag zu einer bestimmten Aufgabe ein Bild malen. Das erste war ein „Passbild“, zum Start geht es gleich ans Kofferpacken. Wer mag, malt und zeichnet etwas unter dem Hashtag „KleineKunstklassesAbenteuer“, wer einen Tag aussetzen will, kann das tun, wer nur mitlesen und Bilder anschauen möchte, ist auch dazu herzlich eingeladen. Das ist die netteste Bubble, in der ich je war, und ich freue mich so sehr auf diese virtuelle Reise, als würde es in echt irgendwohin gehen. Ich freue mich auf die Ideen und Bilder der anderen und darauf, selbst wieder mehr zu malen. Natürlich könnte ich das auch einfach so machen, aber ich brauche noch ein bisschen den Druck einer Deadline oder ein vorgegebenes Thema, um wieder in Gang zu kommen.

Warum ich das schreibe? Weil ich mich bis vor Kurzem nicht getraut hätte, bei so was mitzumachen. Weil ich irgendwie so ein Gefühl aus der Schule mit mir rumgetragen habe, dass ich sowieso nicht gut genug für so was bin. Ich könnte ja eine schlechte Note bekommen, weil ich das Thema nicht richtig umgesetzt habe. (Wobei ich schon damals das vage Gefühl hatte, dass es in der Kunst kein Richtig und Falsch geben sollte, sondern nur Spaß am Gestalten.) Ich habe Malen nie gelernt, ich kleckse halt einfach so vor mich hin und drauflos. Jahrelang hab ich überhaupt nicht gemalt oder gezeichnet, und nach wie vor ist es so, dass ich lieber mit Vorlage arbeite und mich ohne verloren fühle. Beim obigen Bild sind mir auch nach mehreren Versuchen die Augen nicht so recht gelungen, aber es ist mir irgendwie egal. Ich habe das nicht vorgezeichnet, sondern gleich mit Aquarellfarben losgelegt, und ich mag das Bild trotz seiner kleinen Macken gern. Die Vorlage, nämlich ich, hat ja auch die eine oder andere Macke.

Als ich vor ein paar Jahren wieder mit dem Malen angefangen habe, hab ich die meisten Bilder nicht veröffentlicht. Andere hätten mich ja auslachen können für mein Gepinsel. Und bei dieser „Klassenfahrt“ machen auch professionelle Künstler*innen mit, die mit ihrer Kunst sogar Geld verdienen. Was also sollte eine wie ich bei so einem Projekt in diesem bösen, bösen Internet, in dem es sowieso nur darum geht, sich gegenseitig niederzumachen?

Aber das ist eben das Besondere an der kleinen Kunstklasse. Es gibt ausschließlich positives Feedback, niemals ungefragte Ratschläge oder gar Kritik. Wir haben es da einfach nur schön, nett und flauschig, und deswegen mache ich bei dem Projekt mit und freue mich wie blöd drauf. So was passiert, wenn man Menschen mit positiver Verstärkung begegnet, anstatt ihnen mit Gemecker, Kritik oder schlechten Noten Ansporn geben zu wollen. Das war das eine, was ich sagen wollte.

Und das andere: Das Internet ist nicht immer fies und schlecht.

2 Gedanken zu “Malblöcke raus, Klassenfahrt

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