Jetzt aber: Ahoi!

Was letzte Woche nicht geklappt hat, hab ich heute nachgeholt: die Große 2-Seen-Fahrt. Während des ersten Stücks war ich noch alleine, dann stiegen spontan zwei Damen zu, die ich von der Reha kenne, und erwischten mich prompt mit einem Aperol. (Und bestellten sich postwendend einen Aperol und ein Bier. Und weil man auf einem Aperol nicht stehen kann, bestellte ich mir noch ein Störtebeker dazu. Wo war ich?) Und was war das für ein schöner Nachmittag. <3

Ich war zu Fuß in die Stadt gelaufen, hatte mir noch ein Eis gegönnt und beschloss, das auf dem Rückweg wieder abzulaufen. Außerdem wollte ich den Nachmittag noch ein bisschen für mich selbst ausklingen lassen. Also: Spaziergang zurück.

Voll im Reha-Alltag

Kinners, viel Zeit für irgendwas außer Reha hab ich im Moment nicht. Es ist ja jetzt die erste richtige Woche, und ich muss mich noch ein bisschen in alles reinfinden. Meine Tagespläne haben zwar einen gewissen Rhythmus bzw. ein System, aber wohl eher, wenn man die Woche im Ganzen betrachtet. Dienstags und mittwochs immer Yoga, samstags jetzt immer Malen, Gymnastik nach Brust-OP dann dienstags und donnerstags, Lauftraining dagegen ist immer morgens vor dem Frühstück. Aber die Uhrzeiten sind nicht immer dieselben, sodass ich doch noch sehr oft auf meinen Plan schauen muss. Aber dafür haben wir alle ein hübsches Stoffbeutelchen bekommen, in das die Mappe mit den Tagesplänen genau reinpasst, und mit dem wir alle hier den lieben langen Tag durch die Gegend dackeln.

Mein Highlight war bisher die Yoga-Stunde bei M., danach war ich richtig beseelt. Ich hoffe, dass ich die noch öfter habe. Und meine Befürchtung, ich könne ein paar der Übungen nicht hinkriegen, lösten sich relativ schnell in Luft auf. Erstens kannte ich viele davon schon von meiner Yoga-DVD, zweitens darf hier jede*r so trainieren, wie er oder sie kann. Niemand wird zu etwas gezwungen, niemand muss erklären, warum dieses oder jenes nicht geht. Und bierernst ist es sowieso schon mal nicht. Wir hatten beim Kurs die Fenster auf, und just als wir alle schön in einer leicht akrobatischen Dehnhaltung waren, ging draußen ein kleines Kind vorbei und rief laut: „Wie lange müssen die das machen?!“ Dehnhaltung und Stille waren innerhalb von Millisekunden zunichte.

Dann habe ich mich zur Ergotherapie „Malen“ angemeldet, ohne zu wissen, dass das etwas völlig anderes ist als „Malen“. Ich wunderte mich ein wenig über die Achtsamkeitsübung am Anfang und dass ich nicht auf Leinwand malen konnte, weil das „der andere Kurs“ sei, aber nun. Schön und eine angenehme Atmosphäre war es trotzdem, zumal wir nur Frauen waren und recht schnell ins Plaudern gerieten. Ich suchte mir dann allerdings Pastellkreiden aus, um mich selbst ein bisschen zu fordern und zwang mich auch zum Malen ohne Vorlage. Das artete dann aber zusammen mit den Gesprächen irgendwie in Stress für mich aus. Vermutlich ist Malen für mich so mit Entspannung und Abschalten verbunden, dass ich dabei einfach nicht gut reden kann. Oder ich hatte einen Flashback in den Kunstunterricht und fürchtete irgendwie eine schlechte Note. In den Bewegungstherapien habe ich diese Angst ja nun einigermaßen abgelegt, aber das war eine neue Situation.

Ebenfalls neu: Gruppentherapie. Die Ärztin beim Aufnahmegespräch hatte mir ja bescheinigt, dass ich offenbar geistig sehr gefestigt sei, was die Krebserkrankung angeht, und das stimmt ja auch. Aber irgendwie wollte ich diese Gruppensitzungen jetzt mal ausprobieren. Ich kann ja jederzeit sagen, dass ich aussteigen will – vor allem, wenn sich meine Befürchtung bewahrheitet, dass mich das alles runterziehen könnte. Aber was soll ich sagen: Die Onkopsychologin ist toll und zugewandt, und die meisten Frauen in der Gruppe gehen mit ihrer Erkrankung genauso um wie ich mit meiner. Dem Krebs kurz und schmerzlos in den Arsch getreten und ab dafür. Die Atmosphäre war sogar so entspannt, dass ich mich als Erste meldete, um meine Geschichte zu erzählen. Und wer mich noch aus der Schule kennt: Ich melde mich NIE als Erste.

Überhaupt: Ich bin ja sicher kein soziales Sonnenscheinchen, aber ich habe hier so viele gute und nette Gespräche, dass die Rückkehr in die richtige Welt ein harter Zock wird. Aber noch ist es ja noch lange nicht Zeit dafür. Und deswegen noch ein paar „Urlaubs“bilder vom Schaalseekanal.

Rin inne Klamotten, raus ausse Klamotten

Mich dünkt, ich ziehe mich in dieser Reha öfter um, als ich das auf einer Kreuzfahrt tun würde.
Heute zum Beispiel habe ich allein neunmal entweder das komplette Outfit gewechselt oder zumindest Teile davon.

  1. Aus dem Schlafanzug in die Laufklamotten, weil in dieser Woche jeden Morgen um 7.30 Uhr Intervall-Lauftraining angesetzt ist.
  2. Duschen, aus den Laufklamotten in Jeans und Bluse, weil ein Vortrag ansteht und ich halbwegs seriös aussehen möchte.
  3. Nach dem Vortrag hab ich eineinhalb Stunden Zeit bis zur nächsten Veranstaltung und beschließe, das schöne Wetter für einen Spaziergang zu nutzen. Also raus aus den Straßenschuhen und der Bluse, rein in T-Shirt und Fleecejacke, Turnschuhe an, los.
  4. Um 11.30 Uhr steht progressive Muskelentspannung an, dafür möchte ich gerne ’ne bequeme Hose anziehen, an der möglichst wenig kneift. Also raus aus Jeans und Turnschuhen, die dehnbare Trekkinghose an und Badelatschen, weil ich nur eine Etage tiefer muss.
  5. Zum Mittagessen dann wieder Jeans und gescheite Schuhe, obwohl da eigentlich niemand drauf guckt. Aber ich bin grad so schön im Flow.
  6. Nickerchen nach dem Essen mach ich in Jeans, ziehe mir aber anschließend noch mal Turnschuhe und eine Jacke an, um in der Sonne ein Buch zu lesen.
  7. Dann auf zur Bewegungstherapie in Hallensportklamotten.
  8. Um 18 Uhr noch ein bisschen Yoga, da ziehe ich noch mal andere Sportklamotten an, zumal ich danach direkt zum Essen in den Speisesaal nebenan gehe.
  9. Aus den Sportklamotten raus und rein in den Schlafanzug.

Keine Seefahrt, die ist lustig

Eigentlich hatten ein paar von den anderen Kaputten und ich, unter anderem ein Herr, der Schalke 04 sehr zugetan ist (NEIN, KEIN KURSCHATTEN), heute zusammen auf den Ratzeburger See gewollt, aber entweder mir wurde eine falsche Zeit fürs Treffen gesagt oder ich hab sie mir falsch gemerkt, auf jeden Fall stand ich allein an der Bushaltestelle und hatte plötzlich keine Pläne mehr für heute. Ich überlegte kurz, zur Fuß nach Ratzeburg zu gehen und zu versuchen, die anderen zu finden, dann nahm ich aber doch das Auto. Parkplatz fand ich schnell, aber 1 Euro pro Stunde war mir doch ein wenig zu teuer. Also schnell für den Elch und mich ein Eis gekauft (und was für eins – hier muss ich nächste Woche unbedingt noch mal herkommen), vergeblich nach den anderen Ausschau gehalten und dann wieder nach Hause. War auch schön.

Ab jetzt geht’s rund

Alter.

Ich weiß, ich bin selbst schuld, weil ich gesagt habe, ich will das und das und das und das auch noch machen, aber heute gab es schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf das, was mich in den kommenden Wochen so erwartet.

Und ich muss gestehen, ich hatte vergangene Nacht eine sehr diffuse Schulsport-Angst, die mich daran zweifeln ließ, ob ich das hier alles hinkriege und schaffe oder ob ich nicht die Erwartungen enttäusche. Dann konnte ich mich zum Glück dahingehend beruhigen, dass ich hier sicher eine der Fitteren bin und es ganz abgesehen davon ja hier nicht darum geht, irgendwem was zu beweisen oder eine Eins zu bekommen.

Der Tag begann mit Intervall-Lauftraining und zwar im ganz kleinen Kreis. Nur die Trainerin und ich. Wobei diese mir freistellte, für heute in den Frühsport zu wechseln, aber ich hatte mich nun mal auf Laufen eingestellt, und dann wird das auch durchgezogen. Ich hatte vorher Sorge gehabt, dass es darum ging, 20 Minuten durchzulaufen und dabei das Tempo zu variieren, aber da ich zu Hause auch immer 2 Minuten laufen, 1 Minute gehen im Wechsel mache, durfte ich das auch heute so beibehalten. Dass ich dabei eine neue Bestzeit erzielte, lag vor allem daran, dass ich mich nicht von dem Gedanken freimachen konnte, irgendwie Leistung abliefern zu müssen. Der Gedanke war überflüssig, aber das Gefühl zu wissen, dass ich sehr viel schneller laufen kann als gedacht, das war gut. Sogar sehr gut.

Abends gab ich noch mal eine Trainingseinheit mit einem leichten Zirkeltraining, dazwischen so schöne oder interessante Dinge wie Progressive Muskelentspannung, eine Covid-Testung und diverse Vorträge und Einführungen. Ich sollte mich wohl dran gewöhnen, hier zweimal am Tag zu duschen. * schwitz *

Von wegen Liebesbrief

Was ich ganz vergessen hab zu erzählen: Ich habe gestern einen Liebesbrief bekommen.

Oder sagen wir: Der vermutlich sehr hübsche Ergotherapeut sagte gestern bei der Gymnastik nach Brust-OP zu mir, ich bekäme gleich erst mal einen Liebesbrief von ihm.

„Oh, der erste nach 20 Jahren oder so“, dachte ich hocherfreut, und dann noch von jemand Jungem, der so hübsche Augen hat, aber … na ja. Sehen Sie selbst:

An die Geräte, fertig, los

Es gibt heute gar nicht so viel zu berichten, ich hatte lediglich sechs Termine, und da sind die drei Mahlzeiten sowie die Blutabnahme vorm Frühstück schon mit eingerechnet. Dazu kam der Kurs „Gymnastik nach Brust-OP“ und die Einführung in die Geräte für mein dynamisch-statisches Muskeltraining.

Ersteres machten wir an der mit der Stange, und auch wenn es für mich nicht sehr anstrengend war, wurden dabei doch mal wieder ganz neue Muskelgruppen beansprucht. Meine OP ist ja nun schon sechs Monate her, und ich war aufgrund der exzellenten Leistung meines Arztes und der Tatsache, dass ja nicht viel Gewebe und lediglich ein Lymphknoten entnommen wurde, nie wirklich in meiner Beweglichkeit eingeschränkt. Sprich, ich konnte alle Übungen voll mitmachen und fühlte mich danach im Rücken super aufgedehnt und irgendwie gelöst.

Das Gefühl hielt aber nur bis zum dynamisch-statischen Muskeltraining an. Da gab es jetzt nur eine kurze Einführung mitsamt einem Zettel, auf dem die Geräteeinstellungen notiert wurden. Das soll ich dann zwei- bis dreimal die Woche selbstständig machen. Da am Wochenende fast kein Programm ist, ist das schon mal ein schöner Zeitvertreib. Und das meine ich ganz unironisch, denn mir macht so was ja tatsächlich Spaß. Und diese Geräte haben mit den alten Klapperdingern, die wir früher im Kraftraum hatten, nicht viel zu tun, sondern sind richtig modern und laufen ohne Haken und Ruckeln. Und ich glaube, die Therapeutin, die mir alles gezeigt hat, hatte auch ein wenig Spaß. Zumindest rief sie immer wieder begeistert aus, wie leicht das alles bei mir aussähe und sorgte umgehend dafür, dass es das nicht mehr tat. Das kommt davon, wenn man wie ich keine Schwäche zugeben kann. Aber von nix kommt nix, und gemütlich machen kann ich es mir auch zu Hause.

Dann hatte ich heute aber auch viel Zeit, mal schön spazieren zu gehen und die Gegend zu erkunden. Und Gegend haben die hier eine ganze Menge.