Und schon wieder Dritter

Auch die deutsche Fußballnationalmannschaft der Menschen mit Behinderung hat bei der Fußball-WM den dritten Platz errungen. Gegen Südafrika gab’s in Essen ein klares 4:0 (2:0). Zwei Tore schoss dabei der Essener und Rekordnationalspieler Andreas Timm, die anderen beiden erzielte Ahmet Demir.

Das Ergebnis ist umso bemerkenwerter, da die Mannschaft sich nach der satten 0:5 Packung gegen die Niederlande erstmal wieder aufrappeln musste – wie Trainer Willy Breuer erklärt, ist das bei behinderten Sportlern gar nicht so einfach. Titelverteidiger England, der im Achtelfinale gegen Saudi-Arabien verlor, machte denn auch gleich die Biege und überließ den Nordiren im Plazierungsspiel kampflos das Feld. Und ganz ehrlich: Verstehen kann man das auch irgendwie.

Umso schöner also, dass unsere Jungs sich wieder aufgerafft und sich mit einem Sieg verabschiedet haben.

Im Finale stehen sich jetzt die Niederlande und Saudi-Arabien gegenüber.

Endlich wieder Fußball-WM

Falls es keiner gemerkt hat: Es ist wieder Fußball-WM in Deutschland, und die Deutsche Nationalmannschaft hat das Auftaktspiel gegen Japan mit 3:0 (1:0) gewonnen.

Falls die geneigte Leserschaft verwirrt sein sollte: Es handelt sich dabei um die Fußball-WM für Menschen mit geistiger Behinderung. Spielberechtigt sind dabei nur Sportler mit Lernschwäche und einem geprüften IQ unter 75. Unsere Nationalmannschaft im Porträt findet sich hier.

Die Spielorte lauten weniger glamourös als bei der letzten WM Lippstadt, Braunschweig, Salzwedel oder Olpe. Tickets liegen oft zuhauf bei örtlichen Sparkassen oder sonstigen Vorverkaufsstellen aus – umsonst, wohlgemerkt.

Doch, IQ hin und Lernbehinderung her: Im Siegeswillen und der Spielfreude (und – ganz böse – bei der Eloquenz im Interview) unterscheiden sich die Jungs um Mannschaftskapitän Guido Skorna aus Eschweiler nicht von den Jungs von Löw und Flick (die bei dieser Nationalmannschaft übrigens Willy Breuer und Ulrich Ollesch heißen). Im Vorfeld liefen schon diverse Beiträge in zahlreichen Medien, aber dennoch scheint das Ereignis als solches noch nicht allzu bekannt zu sein.

Ein besonderes Ärgernis: Wichtig schien zahlreichen Medienvertretern in der Vorberichterstattung vor allem immer zu sein, mehrfach zu betonen, dass man den Spielern ja meistens gar nicht anmerke, dass sie behindert seien. Oder dass man ihnen, zum Beispiel im Anzug, nicht auf den ersten Blick ansehe, was mit ihnen „los sei“. Ist aber auch ne Frechheit, dass sich die Behinderten nicht so anziehen, dass man ihnen auf 30 Metern anmerkt, dass „etwas mit ihnen nicht stimmt“.

Können wir uns vielleicht mal auf die Dinge konzentrieren, die in diesem Zusammenhang wirklich wichtig sind? Es geht hier um Fußball, Spaß am Sport, 90 Minuten Action auf dem Platz und hoffentlich viele schöne Tore. Dabei ist es völlig egal, welchen IQ ein Spieler hat – wenn er sich anstrengt, ordentlich spielt und vorne die Bude macht. Ein Sportler ist ein Sportler, jemand, der trainiert, ackert, sich quält und dafür Anerkennung will und verdient und bekommen sollte. Sicher, ein Sportler mit einem Handicap hat es teilweise wirklich schwerer als jemand ohne Lernschwäche oder mit einem gesunden Körper. Aber muss denn in jedem Beitrag penetrant darauf hingewiesen werden?

Gerne fällt in der Berichterstattung auch das Wort „normal“ im Bezug auf die „richtige“ Nationalmannschaft. Dem kann man nur eines entgegenhalten, und zwar das Zitat von Andreas Timm auf die Frage, wo denn der Unterschied zu Jogi Löws Fußballnationalmannschaft sei. Darauf hat der Rekordnationalspieler (72 Länderspiele)nämlich geantwortet: „Die A-Nationalspieler bekommen Geld dafür, und für uns ist es eine Ehre, für Deutschland zu spielen.“ Noch Fragen?