Stadtschock

Es fällt mir zunehmend schwerer, mein Reisetagebuch zu führen, denn der Abschied von diesem Land und den tollen Menschen, mit denen ich es besuchen durfte, hängt wie eine Regenwolke im Comic über mir und lähmt mich irgendwie. Heute Abend stand schon der erste Abschied an, weil zwei Mitglieder unserer Gruppe nur die kurze Version der Reise gebucht hatten. (Was habt ihr euch denn nur dabei gedacht, hömma?!)

Aber am Vormittag unternahmen wir noch was Schönes, nämlich einen Besuch am Cathedral Cove. Mittlerweile ist es innerhalb unserer Gruppe schon zum Running Gag geworden, dass immer alles so furchtbar schön ist, wo auch immer wir den Tag verbringen. So standen wir heute an einem Aussichtspunkt, und mir entfuhr ein gespielt-genervtes „Das ist ja schon wieder so schön hier!“ und unser Reiseleiter entgegnete gespielt-entrüstet: „Scheiße, was?“ Aber so was von! Komplett kacke!

Es war wirklich schwer, sich von dieser Bucht loszureißen, zumal ich ja nie gehen kann, bevor ich nicht die Wellen fotografiert habe. Also alle. Und auch wenn es recht voll war, herrschte dort doch eine schöne Stimmung, Leute saßen am Strand, starrten auf die Wellen, machten Fotos, alle waren entspannt.

Auckland am Abend war dagegen der reinste Schock. Wellington war dagegen noch fast gemütlich gewesen, hier war es mir viel zu wuselig. Wir waren kurz in der Stadt gewesen, doch nach einer halben Stunde verabschiedete ich mich und ging zurück ins Hotel. Zu viele Menschen, zu viel Verkehr, zu viel Lärm, zu viel alles. Wie konnte mir Lippstadt jemals zu klein vorkommen? Wie brennend wünschte ich mir jetzt diese schnuckelige kleine Fußbgängerzone zurück, die selbst an einem Samstag Morgen noch gemütlicher ist als dieses Gewusel hier. Kurze Dokumentation dieses „Nope!“ gefällig? Büdde:

Einmal in die Queen Street, drei Geschäfte besucht, klatschnass geschwitzt wieder ins Hotel, durchatmen.

Den Abend, unseren letzten Abend alle zusammen, verbrachten wir in einem sehr schönen kleinen Restaurant, zu dem wir mit der Fähre gelangten. Das hatte unser Reiseleiter wirklich gut ausgesucht – weit weg vom Trubel der Innenstadt.

Und als wir zurückkehrten, vollgefressen und leicht angeschickert, sah die Stadt auch gleich ganz anders aus. Vielleicht ist es hier doch schön.

Nein, ich muss mich korrigieren. Es ist hier nicht schön. Denn das war der letzte Abend, den wir alle zusammen in der Originalbesetzung hatten. Und es wird der Ort sein, an dem wir uns in erschreckend wenigen Tagen alle voneinander verabschieden werden. Unser Reiseleiter sagte zwar, wir sollten uns alle freuen, dass alles so war, wie es war, und nicht traurig sein, dass es vorbei ist, aber so einfach ist es nicht. Ich möchte, dass diese Reise noch länger weitergeht, ich möchte all diese tollen Menschen noch weiter kennenlernen. Wir haben so viel Schönes zusammen erlebt, dass ich ein bisschen süchtig danach geworden bin. So viel, dass es gut für „Hundert Leben“ reicht.

Song of the Day:

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