Zweiter Anlauf, diesmal von Erfolg gekrönt. Ich schaffte es, mit dem Bus nach Jerbourg zu fahren und dort Tasty Walk 3, section 3 und 4 in Angriff zu nehmen. Versprochen wurden geheime Buchten, kleine Fischerhäfen, atemberaubende Aussichten und vor allem verschlungene Wege, und vor allem Letzteres kann ich, da ich mit Muskelkater auf dem Bett liege und die Fotos sortiere, nur bestätigen. Sehr verschlungene Wege und vor allem rauf und runter und runter und rauf und rauf und … *ächz*.
Los ging’s also am Jerbourg Point – glaube ich zumindest, aber die Beschreibung passte irgendwie. Also atemberaubende Aussicht und so.
Bei diesem Spaziergang war es wie mit so vielen anderen Unternehmungen hier auch: Ich brauchte eine Weile, um mich aufzuraffen, und kaum war ich am Startpunkt oder unterwegs, war ich froh, dass ich da war. Die Landschaft macht einen wach, glücklich, der Wind pustet den letzten Rest von Müdigkeit weg.
Dieses hübsche Segelboot lag vor Petit Port, einem zauberhaften kleinen Hafen mit weißem Sand und viel Einsamkeit. Es schrie förmlich nach einer Picknickpause, aber um hinzukommen, hätte ich 270 Stufen nach unten steigen müssen – und vor allem nachher wieder hoch.
Der Weg führte weiter durch einen kleinen Tunnel, der sicher im Sommer, wenn alles richtig blüht, noch verwunschener aussieht. Aber man kann es auch jetzt schon ahnen.
Diese Bucht, Moulin Huet, zog schon zu früheren Zeiten Künstler an – unter anderem Pierre-Auguste Renoir und den unvermeidlichen Victor Hugo, dem man auf Guernsey ja an jeder Ecke begegnet.
Weniger schön der Anblick, der sich mir nach der Bucht offenbarte: Stufen, Stufen, immer nur Stufen.
Aber wenn man oben ist, sind alle Mühen vergessen.
Und da war auch „schon“ Saints Bay, Endpunkt des ersten Teils der Wanderung. Wenn ich nicht noch weiter hätte gehen wollen, wäre ich mal runtergestiegen, denn da unten soll es Schmugglerhöhlen geben. Und schließlich hab ich früher viel zu gerne „5 Freunde“ gelesen, um nicht zumindest mal einen Blick in so eine Höhle werfen zu wollen. Aber es sollte ja noch ein paar Kilometer weiter gehen.
Wobei ich sagen muss, dass ich schon in Versuchung geriet, als ich an folgendem Wegweiser vorbeikam:
Aber ich ging nicht zum Bus, sondern tapfer weiter. Und wurde prompt belohnt mit heftig einsetzendem Regen. Aber Meer und Landschaft gucken geht ja auch bei Wasser von oben.
Wenn ich die Karte richtig gelesen hab, geht es auf dem nächsten Bild zu La Bette Bay und La Jaonnet Bay runter – allerdings nur per Leiter, das war mir dann doch zu hakelig.
Als ich schließlich an Petit Bôt Bay ankam, war ich so müde, durchgeschwitzt und nassgeregnet, dass ich mich gar nicht richtig freuen konnte. Der Regen hatte zwar wieder aufgehört, aber davon ist der müde Wanderer ja noch nicht trocken. Es dauerte aber noch mal zwei Kilometer, bis ich endlich an einem Bushaltepunkt ankam und noch mal 30 Minuten, bis endlich ein Bus kam. Ächz. Und gute Nacht.