Blaues Band und so

Ich mag den Frühling. Ich mag ihn nicht mehr oder weniger als den Sommer, ich mag ihn anders.

Frühling ist ein Versprechen. Ein Versprechen, dass der Winter nicht alles war, auch wenn der Wind vielleicht noch ein wenig nach Kälte und Schnee riecht. Im Wind sagt der Winter: „Ich könnte noch mal zurückkommen, also genieß die ersten warmen Tage.“ Er kommt wahrscheinlich erst mal nicht zurück, aber ein bisschen drohen soll ihm gestattet sein.

Im Frühling ist es abends noch kühl, und eigentlich sollte man nicht mehr draußen sein, aber es ist doch noch hell, ein halbes Stündchen wird doch wohl noch gehen. Im Frühling ist man wie ein kleines Kind, das den Eltern noch eine Stunde mehr Aufbleiben abtrotzt, und man bleibt noch ein bisschen länger draußen, obwohl es im Gesicht und an den Händen schon ziemlich kalt wird. Aber das würde man nie zugeben.

Frühling ist ein Versprechen, dass es noch ein anderes Tempo gibt als das des sich schlurfend und über Eis schlitternd zu bewegen. Man erinnert sich wieder daran, dass man mal barfuß über Blumenwiesen springen konnte und weiß, dass man das bald wieder wird tun können. Frühling ist das Versprechen, dass der Sommer bald kommt.

In dieses Versprechen interpretiert man alles, was man so glauben möchte, dass der Sommer ganz toll wird, dass er warm, aber nie zu heiß wird, man möchte gerne glauben, dass man nie wieder schwitzend nachts auf dem Bett liegen und die verdammte Wärme verfluchen wird. Man denkt, der ganze Sommer wird ein einziges Abendsdraußensitzenweißweintrinkenfest. Dem Frühling glaubt man alles und darf man auch alles glauben. Er kann ja nichts dafür, dass der Sommer sich nicht immer dran hält. Die Wahrheit wissen wir erst im Herbst, und bis dahin ist es noch so furchtbar lange hin, dass man noch gar nicht dran denken mag.

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