„Soll ich dir nochen Bütterchen machen?“
Dieser Satz klingt für manche Ohren vielleicht eigenartig, für mich bedeutet er Heimat. Das Wort „Bütterchen“ kann dabei auch ersetzt werden durch andere Vokabeln, die für das westfälische Ohr wie Musik klingen, so zum Beispiel „Buttabrot“, „Hasenbutter“, „Hasenbütterchen“ oder auch „Karro“. Damit ist nicht etwa eine schnöde Brotschnitte mit lieblos draufgeklatschtem Käse oder einer einfachen Scheibe Wurst gemeint, nein, ein Bütterchen bedeutet viel mehr. Sehr viel mehr. Und heute, am Tag des Butterbrotes, ist genau der richtige Zeitpunkt, das mal zu erklären.
Das wesentliche Merkmal eines Bütterchens ist es, dass man es sich nicht selber schmieren darf oder kann. Jemand muss es für einen machen, meistens Großeltern oder Eltern. Selten der Partner, denn da muss man schon ganz großes Glück haben, wenn man einen Partner erwischt, der einem ein anständiges Bütterchen schmieren kann und will.
Bütterchen sind in Westfalen ein Synonym für Liebe, denn der Belag wird nicht einfach so draufgeklatscht, sondern sorgsam abgeschnitten (Käse) oder mit Bedacht aufgebracht (Leberwurst). Ein Bütterchen geht eigentlich nicht alleine, sondern es muss noch etwas dazu kommen. Das können Gürkchen sein, Tomaten oder Paprikastreifen. Das perfekte Bütterchen kommt den Vorlieben des Essende entgegen – kein Vollkornbot, wenn man lieber Weißbrot mag, kein Stinkekäse für Marmeladenfreunde. Ein bisschen Fondor auf die Zwiebelmettwurst, ein paar Schnittlauchhalme auf den Käse, vielleicht einige Kürbiskerne und ein Klacks Crème fraîche auf die Konfitüre. Ein Bütterchen macht eben auch ein bisschen Mühe. Und die nimmt man nicht für jemanden auf sich, der einem egal ist.
Bütterchen darf man deswegen auch nicht einfach so in sich hineinschlingen, man muss sie langsam essen. Man muss die Liebe würdigen, mit der sie gemacht worden sind. Wer als Schulbrot ein Bütterchen mitbekommen hat, darf das auf keinen Fall nebenher beim Fußballspielen in der Pause mampfen. Am besten setzt man sich dazu mit guten Freunden auf ein Mäuerchen oder eine Bank. Bütterchen tauschen ist erlaubt, geht aber nur wirklich gut unter besten Freunden.
Weiterhin isst man Bütterchen am abendlichen Essenstisch im Kreise der Familie. Oft werden die Scheiben dann noch mal in der Mitte durchgeschnitten oder gar von der Kruste befreit – noch mal ein bisschen Liebe obendrauf. Oder man ist bei den Großeltern zu Gast, darf abends noch ein bisschen länger aufbleiben, als man es zu Hause darf und einen Teller voll Bütterchen vor dem Fernseher essen.
Ein Bütterchen, das man sich selbst zu bereiten versucht, ist übrigens lediglich ein Brot, ein Pausenbrot oder ein Sandwich. Aber außer Mama und Papa kann eigentlich sowieso keiner anständige Bütterchen machen.
Und jetzt hab ich Hunger.
hach, was ein bütterchen von einem post. :)
ja, ich habe jetzt auch Hunger. Sieht lecker aus … :-)
Ich hab heut bei Kamps ein Bütterchen geschenkt bekommen. Mit Schnittlauch oben auf! Leckaaa!
(Unter uns: Ja, ich bin nur zum völlig überteuerten Kamps, weil die Kollegin erzählte, daß die Büttchern verschenken ;-))
Na denn mal guten Hunger :) Ich backe gerade Brot …
Und noch was: GAAAAAAAAAANZ DICK UND DOLL EIN TROST VON MIR wegen letztens …
Ich präferiere ja die Version Bütterken. Google schenkt übrigens beiden Versionen in etwa gleichviel Beachtung. Schon interessant, was es alles für Gedenktage gibt. Den Internationalen Tag einfacher Freuden, den Welttag der Feuchtgebiete, den Tag des Deutschen Bieres. Den Welttoilettentag hat sich bestimmt Al Bundy ausgedacht…
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@Westernworld: Danke. ;-) Aber wo issen Dein Blog hin?
@Susi: Das war lecker. :-)
@Pleitegeiger: Och, ich hab auch schon bei Kamps gekauft. Allerdings nicht mehr, seit Gülcan zur Familie gehört.
@Christoph: Oh, Brot müsste ich auch mal wieder backen. Letztens? Was war letztens? Alesia? Ich kenne kein Alesia. *zähneknirsch*
@Suleyman: Stimmt. Büttaken kannze natürlich au sagn. Schmeckt genauso gut. :-)
Ach wie lecker. Früher wurden an Bahnhöfen zum Tag des Butterbrotes immer Butterbrote verteilt. Gab es das heute auch? Na ja, aber ein Bütterchen von Mama und Papa ist sowieso viel besser als eines vom Butterbrotverband.
hach, watt’n schönen Beitrach…
Seelenbeflügelung kann ein leckeres Bütterken auslösen. Die leckersten sind etwas die von anderen liebevoll zubereiteten oder das Hasenbütterken vom Liebsten. Hmmmmjam.
… und ich fühle mich tatsächlich grade wie zuhause am Abendbrottisch. Und Mama schmiert mir mein Bütterkes mit Leberwurst und legt noch die Gurkenscheibchen drauf.
*seufz*
Ja, in Westfalen ist ein Bütterkes Ausdruck purer Liebe.
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Oh ja. Fondor — Das in dem mittel-hell-blauen Dösken mit den großen Löchern oben. Gibt es das überhaupt noch?
@Bosch: Mh, keine Ahnung. Ich war heute an keinem Bahnhof. ;-)
@Bigberta: Gern geschehen, Schätzken.
@Alltagswahn: Leider hattich nonnie nen Liebsten, der en ordentliches Bütterchen machen konnte. Wo kannich denn solche Männa findn?
@Wortteufel: Getz kommt mir donnich alle mit Heimweh. Dann fang ich gleich aunoch mit an…
@Dante: Keine Ahnung mehr, wie das früher aussah. Heute steht das bei uns in einer hellgelben Dose mit roter Schrift.
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tante fia hat mir immer die besten buetterken gemacht, genauergesagt war sie ja opas schwester, aber mama nannte sie eben tante fia, und so tat ich das auch.
mittwochs abends sass ich dann bei tante fia aufm sofa und hab rauchende colts geguckt. und sie hat mir ne dose fanta aufgemacht und en paar buetterkes geschmiert. mein absoluter favorit war definitiv die bratenschnitte: frisches graubrot oder kassler mit orrentlich chute butter, ne scheibe rinderbraten vom sonntag und en strich mayo oben drauf, weil der braten ja schon en bissken trocken war.
besser gehts nich.
@Hamsterbacke: Aaaa, lecka. Aber dat Brot mit Braten gabs bei uns imma mitten Schlach Sempf drauf. Kannich au empfehlen! ;-)
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Auch haben will!
Muss wohl morgen mal dringend Mutti besuchen…